Misteln, die etwas anderen Pflanzen

In der kalten Jahreszeit fallen Misteln an laublosen Pappeln, Linden, Weiden und Obstbäumen besonders auf. Schon von weitem erkennt man die immergrünen Kugeln in den Baumkronen. Noch sieht man auch über vielen Türen Mistelzweige hängen, die dort gerne als glücksbringende Weihnachtsdeko aufgehängt werden und unter denen sich Menschen gerne küssen. Vom Glück geküsst fühlen sich die Wirtsbäume, wie der Apfelbaum, jedoch eher nicht. Als sogenannte Halbschmarotzer bedienen sich Misteln über die Versorgungsbahnen ihrer Wirtsbäume und entziehen Wasser und Nährsalze. Mit ihren eigenen, grünen Blättern betreibt die Mistel Photosynthese und versorgt sich so zusätzlich mit Energie. Die Verbreitung von Misteln findet durch Vögel statt, die ihre klebrigen, weißen Scheinbeeren gerne fressen und in den Baumkronen verteilen. Einzelne Exemplare kann ein gesunder Baum tolerieren.

Ein größeres Vorkommen kann vor allem für geschwächte Bäume jedoch belastend sein und sogar zum Absterben führen. Nimmt die Traglast der Misteln überhand, können Äste brechen. Zunehmend heiß-trockene Sommer und milde Winter spielen der Mistel in die Karten. Die Entfernung bietet sich im Zuge des Obstbaumschnittes im Spätwinter an.

Die Weißbeerige Mistel (Viscum album) ist zweihäusig, es gibt also weibliche und männliche Exemplare. Die Bestäubung findet durch Insekten statt, die Scheinbeeren reifen im Winter und enthalten keine Samen. Die Pflanzen bilden keine Wurzeln, sondern sogenannte ‚Senker‘ aus, mit denen sie sich im Holz des Wirtsbaumes verankern.

Misteln richtig entfernen
Eine Möglichkeit besteht darin, die Mistel rindenglatt abzuschneiden oder auszubrechen. Dabei handelt es sich um eine vorübergehende Maßnahme, die zunächst die Ausbreitung über die Früchte verringert. Über sogenannte Rindenwurzeln kommt es in Folge jedoch zum Neuaustrieb an mehreren Stellen. Das Abschneiden oder Ausbrechen macht Sinn, wenn es regelmäßig  zumindest alle 3 Jahre wiederholt wird. Für stammnahe oder direkt am Stamm sitzende Misteln ist es die einzige Möglichkeit zur Reduktion. Eine vollständige Entfernung kann nämlich nur durch das Abschneiden des Astes, auf dem die Mistel sitzt, erreicht werden. Der Schnitt muss dort gesetzt werden, wo die Mistelkugel endet, also bei den entferntesten Mistelzweigen in Richtung Stamm. Für den Wirtsbaum kann das jedoch je nach Position der Mistel einen schweren Eingriff bedeuten. Im Sinn der Baumgesundheit sollte dieser sorgfältig abgewogen und fachgerecht gemacht werden. Misteln wachsen langsam und blühen und fruchten erst nach mehreren Jahren. Zudem sind sie ein natürlicher Teil des Ökosystems. Einzelne Exemplare können im Sinne des Vogelschutzes toleriert werden – das Ausbreitungspotential sollte dabei aber nicht unterschätzt werden. Besonders Obststreuwiesen sind stark gefährdet. Durch den Klimawandel und  Beispielsweise durch Trockenheit und Schädlinge geschwächte Wirtsbäume bieten den Parasiten gute Lebensbedingungen und sorgen in den letzten Jahren für eine rasante Ausbreitung. Im Rahmen des jährlichen Obstbaumschnittes an frostfreien Tagen im Spätwinter sollten junge Mistelpflanzen daher mit entfernt werden.

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