Die Gartenreise 2025 des gARtenakademie Sachsen-Anhalt e.V.
Vom 3.-6. Juli nach Oberösterreich, Niederösterreich und Tschechien
Besuch von privaten Schaugärten, Landesgartenschauen, NATUR
GARTEN Gemeinde und einem dendrologischen Park
3. Juli 2025
Mit Donnerstag starteten wir mit 29 Gartenfreundinnen und Gartenfreunden im nördlichen Sachsen-
Anhalt und besuchten am Nachmittag bereits die Landesgartenschau „InnsGrün“ in Schärding (Oberösterreich). Wir tauchten nach der langen Busfahrt ein ins Grün und erlebten die Vielfalt der LAGA mit blühenden Blumenbeeten und eindrucksvollen Themengärten in ihrer ganzen Pracht. Nach einem hervorragenden Abendessen mit „Sau in Sesam“ oder „Omas herzhaften Buchweizenpalatschinken“ im Landgasthof Bauböck konnte der erste Tag der Reise erlebnisvoll beendet werden.
4. Juli 2025
Am Freitag wurden wir in der NATUR im GARTEN Gemeinde Waidhofen an der Ybbs (Niederösterreich)
Von Stadtrat Peter Engelbrechtsmüller persönlich begrüßt. Mit dem Ausstieg aus dem Bus begann der Regen und Stadtgärtner Jan Michael Fabian führte uns im Bus zu Waidhofens Parks und Gärten, Schaugarten des Schlosses Rothschild, erläuterte das ökologisch angelegte Straßenbegleitgrün und zeigte uns eindrucksvolle, begrünte Verkehrskreisel. Wir erhielten Einblicke in die vielfältige Stadtbegrünung und das ökologische Konzept dahinter. Die Stadt ist nicht nur architektonisch, sondern auch gärtnerisch ein echtes Highlight.
Im „Gartenkultur – Garten der Vielfalt“ von Gärtner und Gartengestalter Oberleitner in Pöchlarn (NÖ) empfing uns ein blühendes Staudenmeer (viele Stauden – auch eine Lotuspflanze – fanden sich dann auf ihrer Reise nach Sachsen-Anhalt im Reisebus wieder) und ein „Taglilienfest“ mit Salsa-Tanz, Kunsthandwerk und natürlich eine große Vielzahl vielfarbiger Taglilien. Das Stift Melk in Krems liegt weit sichtbar, imposant oberhalb der Donau.
Das Stift Melk und sein Park (Schaugarten NATUR im GARTEN) zählen zu den bedeutendsten barocken Gesamtkunstwerken Europas. In einer harmonischen Einheit finden hier geistige und natürliche Ebenen in ihrem Zusammenwirken besonderen Ausdruck. Vorbilder für die Gartenanlage waren die gartenästhetischen Strömungen des Barocks und des Englischen Landschaftsgartens, die heute noch ihren Charakter prägen. Ein wahres Prunkstück ist der barocke Gartenpavillon mit seinen exotischen Fresken von Johann Wenzel Bergl. Im Zuge der Revitalisierung sind auch moderne Akzente entstanden, wie etwa die „Sprechenden Steine“, ein meditativer „Benediktusweg“ oder das Cabinet clairvoyée. Ein „Paradiesgärtlein“, bepflanzt nach einem der bedeutendsten botanischen Werke des 9. Jahrhunderts, dem Hortulus-Buch von Walahfrid Strabo, ist neueste Attraktion und regt Geist wie Körper gleichermaßen an.
In Herzogenburg fanden wir im Clever Hotel unsere Betten und nebenan auch hier ein sehr gutes Abendessen
5. Juli 2025
Der Sonnabendmorgen begann in Traismauer (NÖ) im privaten Schaugarten mit dem Thema Scherben, Blüten, Blatt und Feder von Romana Fischer – wir wurden herzlich begrüßt mit Kaffee und kalten Getränken und sehr köstlichem, selbst gebackenem Gebäck! Vor neun Jahren begann sie mit der Renovierung des alten Kleinbauernhofes der Großmutter. Heute befindet sich auf den knapp 1000m² ein Gartenparadies für Mensch und Tier.
Als zentrales Element des Gartens befindet sich ein Hühnerstall mit großer, überdachter Auslaufmöglichkeit, dies war ein langgehegter Traum. Der Bereich herum ist dicht verwachsen und bietet so Nistplätze für die Vogelwelt. Ein großzügiger eingefasster Gemüsegarten dient zur Eigenversorgung und die Beetflächen, die im Garten an allen Ecken und Enden zu finden sind, sind naturnah und vielfältig gestaltet. Auch eine Wildblumenwiese, die das ganze Jahr wächst, sowie alte Obstbäume sind im Garten zu sehen. All diese Naturgartenelemente bieten neben den bestehenden Insektenhotels einen wunderbaren Lebensraum für Insekten und Vögel.
Sitzgelegenheiten sowie ein kleiner Pavillon, auf dem prächtige Kürbisse wachsen, bieten eine Möglichkeit zum Verweilen und Genießen. Romana Fischer ist außerdem eine begeisterte Künstlerin – so finden Sie im Garten auch ungewöhnliche Deko-Elemente aus ausrangierten Gegenständen oder Mosaike aus Fliesenresten & Metall. Viele Erfahrungen wurden ausgetauscht und auch von hier machten sich wieder Saatgut und kleine Pflanzen auf den Weg in sachsen-anhaltische Gärten.
Am Nibelungenplatz in Tulln an der Donau erwartete uns Christa Lackner (Geschäftsführerin von NATUR im GARTEN NÖ und dem Europäischen Garten Verein NIG International) und erläuterte an der Gestaltung der Platzanlage das Schwamm-Stadt-Prinzip und die große (politische) Herausforderung, aus 200 Parkplätzen einen ökologisch gestalteten Grünraum, unmittelbar an der Donau gelegen, zu gestalten.
Staudenmischpflanzungen und Blumenwiesenansaaten sind nicht nur in den Parks der Gartenstadt Tulln sondern auch als Straßenbegleitgrün eine Bereicherung für den städtischen Grünraum und viele Überlebensinseln für Nützlinge. Öffentlich zugängliche Obstbäume und Sträucher laden Groß und Klein an einigen Standorten zum Naschen ein. Abgerundet wird das umfassende Angebot Tullns von den größten Garten-Experten des Landes: der GARTEN TULLN mit „Natur im Garten“ sowie den großen Baumschulen und Gärtnereien Praskac und Starkl.
Der Schaugarten DIE GARTEN TULLN ist Europas erste ausschließlich ökologisch gepflegte und gestaltete Gartenschau. Der gemeinsame Standort mit der Umweltbewegung „Natur im Garten“ ist dabei Grundlage für ein umfassendes Gartenkompetenzzentrum. Garteninteressierte aus aller Welt erhalten anhand der 70 Mustergärten praktische Anregungen, Ideen und Inspirationen, wie sie ihren eigenen Garten, den Balkon oder die Terrasse als ökologische Wohlfühloase gestalten können. Seit ihrer Eröffnung 2008 hat DIE GARTEN TULLN über 3 Millionen Gartenfans angelockt.
Die Verantwortlichen setzen Standards in der Grünen Branche, indem sie die „Natur im Garten“ Kriterien streng beachten und auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel sowie auf Torf verzichten. Standortgerechte Bepflanzung und natürliche Düngung mit Kompost fördern die Artenvielfalt und schaffen ein nachhaltiges Gleichgewicht in der Natur. Auf der Seerosenterrasse nahmen wir unser Mittagessen ein, begleitet von Wassermusik, die die Fontänen im See stündlich zum Tanzen bringt.
Der nächste Höhepunkt erwartete uns in Schiltern, mit Kittenbergers Erlebnisgärten. Der Eigentümer, Gärtner und Gestalter Reinhard Kittenberger, begrüßte uns persönlich und stellte uns seinen neuesten Gartenbereich vor: von der Idee NATUR im GARTEN, vom Wassertropfen zum Teich, in den alle NATUR im GARTEN Initiativen münden – auch unsere Aktivitäten in Sachsen-Anhalt. Er hieß uns willkommen in seinem „Wunderland der Gartenfantasie“. Zwischen Weinbergen, harmonisch eingefügt ins Hügelland in Schiltern bei Langenlois, haben Reinhard Kittenberger, seine Familie und sein Team mit meisterlicher Leidenschaft eines der blühendsten Ziele in Österreich geschaffen. Fantasievoll gestaltete Schaugärten locken zur Landpartie, wecken Glücksgefühle und die Gartenlust.
Auf einer Fläche von über 60.000 m² finden sich 50 Themengärten, die mit ihren unvergesslichen Plätzen, kreativen Gartengestaltungsideen und bunten Blütenspektakeln die Besucher zu jeder Jahreszeit vom Frühlingserwachen bis zum Adventzauber verzaubern.
Im Wunderland der Gartenfantasie grenzt Asien an Weinberge, portugiesische Feuerkunst trifft auf keltische Kraft, vom Regenbogen geht’s munter weiter in die Steppe, von der Riesenrutsche aufs Floß. Kräuter winden sich spiralförmig an einem Hügel empor und zeigen sich an zwei Wegen, die sich einander nie begegnen. Figuren und Skulpturen überraschen. Alpakas, Ponys und Ziegen grüßen. Bänke und Liegen, bequem mit Kissen bestückt, laden zum Verweilen und Schauen ein. Stets präsent sorgen Erlebnisgärtner Reinhard Kittenberger und sein Team für frische Impulse, gekonnt dezent fürs Wohlergehen von Pflanzen, Tieren und Besuchern.
Einzigartig ist vor allem der große Abenteuergarten mit tierischem Bauerngarten. Dort begeistern eine Familien- und eine Adrenalin-Rutsche, Wasservergnügen bereitet das Floßfahren und der Bachlauf, die Kleinsten vergnügen sich im Wichtelgarten, u. v. m. Die tierischen Freunde wie Alpakas, Lamas, Ponys, (Zwerg)ziegen und Kamerunschafe sind ebenfalls fixer Bestandteil des täglich erlebbaren Programms.
Ein Paradies für Hobbygärtner und Freunde der schönen Dinge ist der Kittenberger Einkaufsgarten. Auch von hier gingen wieder Pflanzen auf die Reise nach Sachsen-Anhalt – die 1000-jährigen Olivenbäume aber blieben im Wunderland der Gartenfantasie.
6. Juli 2025
Der Sonntagmorgen im Schaugarten „Gittis Gartenparadies“ in Waldenstein – was will man mehr?
Der naturnahe Garten im nördlichen Waldviertel gedeiht und wächst bereits seit knapp 40 Jahren. Für die umweltbewusste Hobbygärtnerin ist ein harmonisches Leben und Gärtnern im Einklang mit der Natur sehr wichtig – Selbstversorgung hat hier einen großen Stellenwert. Im Garten gibt es allerhand zu sehen – ein Schwimmteich, romantische Sitzgelegenheiten, hohe Wiesen, der Hühnergarten sowie die Pferde- und Schafkoppel konnten von uns entdeckt werden. Sträucher, Obstbäume und Gemüsebeete vervollständigen das Bild des Gartens. Wir holten uns Inspiration & Ideen für den eigenen Garten, und tauschten unser Wissen mit der Schaugärtnerin und verbrachten eine entspannte Zeit im frischen Grün!
In Tschechien besuchten wir als Abschluss auf dieser Reise den Dendrologischen Park in Průhonice. Der dendrologische Garten erstreckt sich auf einer Fläche von 72,8 ha und beinhaltet fast 8.000 Pflanzenarten. Zu den bedeutendsten Sammlungen gehört die Kollektion von Rhododendren, Zieräpfeln, Fliedern und Spiersträuchern, die zu den reichhaltigsten in Tschechien gehören.
Hier wird der einzigartige Komplex von Schling-, Park- und alten Rosenvarianten gezüchtet. Zahlreich vertreten sind ebenfalls Sammlungen von Kiefern und Fichten. Die Aufforstung begleitet eine flächendeckende Bepflanzung mit perennierenden Pflanzen und Zwiebelblumen.
Diese Reise erlaubte Einblicke in Privatgären, in öffentliche Grünräume und große Parkanlagen, viele Pflanzen finden sich nun in unseren Gärten wieder, das Kennenlernen von anderen Gärten, Gartenfreundinnen und Gartenfreunden kann nicht durch Internet oder Bildbände ersetzt werden, der Erfahrungsaustausch in vielen Gesprächen hat bei den Mitreisenden großes Fachwissen offenbart – Danke, dass ihr dabei gewesen seid – es hat mal wieder großen Spaß gemacht!
Und wie schon Vita Sackvill-West (1892-1962 auf Sissinghurst Castle, englische Schriftstellerin und Gartengestalterin) feststellte:
Wie viel man doch lernt, wenn man fremde Gärten besucht! Ich brachte von einem solchen Besuch so viele Ideen heim, dass ich mir wie ein überschäumendes Sektglas vorkam!